
Rasse
Die Einteilung der Menschen in Rassen und deren Hierarchisierung aufgrund unterschiedlicher körperlicher Merkmale wie der Schädelform, des Körperbaus und der Hautfarbe gilt heute als wissenschaftlich überholt. Trotzdem wird im Alltag immer noch häufig von "Rassen" gesprochen. Dies sollte nicht toleriert werden, weil die Einteilung in "Rassen" zur Behauptung der Überlegenheit der einen Menschengruppe bzw. der Minderwertigkeit der anderen gebraucht wird. Auch Machtmissbrauch, die Verletzung der Menschenrechte und die Herrschaft über Menschen wird mittels des Rassebegriffs legitimiert.Ende des 19. Jahrhundert wurde mit pseudowissenschaftlichen Theorien versucht, Menschen in Rassen einzuteilen, um die angebliche Überlegenheit Menschen weisser Hautfarbe aufzuzeigen. Diese Theorien lieferten die ideologische Rechtfertigung für die andauernde Kolonialisierung und den sich herausbildenden Nationalismus sowie in der Nazi-Zeit für die Judenverfolgung.
Zwar wurden sowohl in der Geschichtswissenschaft wie in der Biologie Menschengruppen aufgrund unterschiedlicher körperlicher Merkmale wie der Schädelform, des Körperbaus und der Hautfarbe in menschliche "Rassen" unterteilt. Auch heute noch begegnen wir Unterscheidungen in schwarze, weisse oder gelbe "Menschenrassen". Inzwischen werden solche oder ähnliche Unterscheidungskriterien in der Biologie aber nicht mehr benutzt, da sie sich als willkürlich und irreführend herausgestellt haben. Genetische Untersuchungen haben zudem ergeben, dass der Grossteil der genetischen Varianz innerhalb einer geografischen Population zu finden ist.
Weil das Rassenkonzept durch die genetische Forschung mittlerweile eindeutig widerlegt worden ist, berufen sich rassistische Positionen heute weniger auf biologische Konzepte und die damit verbundene Postulierung einer Unterscheidung nach "überlegenen" oder "minderwertigen" Rassen, sondern auf kulturelle Unterschiede: "Vielleicht stimmt es ja, dass alle Menschen gleichwertig sind, aber ihre Kulturen sind doch so unterschiedlich, dass sie nicht zusammenleben sollten." Diese Argumentation betont Unterschiede zwischen bestimmten Teilen der Bevölkerung, bei anderen hingegen werden sie geflissentlich übersehen. Innerhalb der Schweizer Bevölkerung findet man beispielsweise Anhänger einer Vielzahl von Musikrichtungen und Kleidungsstilen. In der Schweiz werden verschiedene Sprachen und Dialekte gesprochen. Weiter bestehen Unterschiede zwischen verschiedenen religiösen und politischen Richtungen, zwischen Jung und Alt, Reich und Arm, Frauen und Männern, Zürchern und Genferinnen.
In allen Teilen der Welt lebten und leben verschiedene Kulturen zusammen, man denke nur an Persien und das antike Rom oder heute an die USA, Australien oder Kanada. Aber auch in der Schweiz leben und arbeiten Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft zusammen. Rund ein Drittel aller im Jahre 2001 in der Schweiz geschlossenen Ehen beispielsweise wurden zwischen Schweizerinnen/Schweizern und Einwanderinnen/Einwanderern geschlossen.
Es handelt sich also bei Rassismus um die Betonung ganz bestimmter Unterschiede. In der Alltagssprache wird heute häufig "Rasse" durch "Kultur" ersetzt. Da der Mechanismus aber der gleiche ist, werden in den Sozialwissenschaften oftmals die neueren Phänomene des Rassismus unter dem Begriff "Kulturalismus" diskutiert.
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