Alltagsrassismus

Die kleinen Schikanen, welche Menschen wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft, Kultur oder Religion Tag für Tag erleben, sind besonders häufig und belastend. Dieses Phänomen nennt man Alltagsrassismus.

Alltagsrassismus ist die Übernahme rassistischer Positionen in alltäglichen Situationen. Diese Denk- und Handlungsformen stabilisieren und verfestigen die dahinterliegenden Machtstrukturen. Es handelt sich dabei um eine Art Abstrahierung, bei der der rassistische Inhalt nicht mehr hinterfragt wird. Die dominierenden Gruppen betrachten die jeweilige Situation als "normal" und die jeweiligen Verhaltensmuster als allgemein gebräuchlich. So existieren etwa viele häufig gebrauchte Redewendungen, die Migrantinnen und Migranten, Angehörige "anderer" Länder, Religionen und kulturelle Eigenheiten herabsetzen.

Hierzu einige Beispiele:
  • "Diese Abrechnung ist getürkt worden."
  • "Das Ganze kommt mir spanisch vor."
  • "Hört endlich auf mit dem Herumzigeunern."
  • "Das macht mir einen Heidenspass."
  • "In dieser Sache ist gemauschelt worden."

Besonders verbreitet sind Sprüche, die sich auf Afrikanerinnen und Afrikaner beziehen:
  • "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?",
  • "Ich bin doch nicht dein Neger!",
  • "Schwarzfahren ist verboten",
  • "Das ist hier ja wie im Urwald!"
  • "Was soll das ganze Palaver?" usw.
Typisch sind auch Sätze mit dem Wörtchen "aber":
  • "Ich habe zwar nichts gegen Afrikaner, aber...".
  • "Asylbewerber sind nicht alle kriminell, aber..."
Wenn rassistische Vorstellungen und Handlungen das tägliche Leben durchziehen und zum Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens werden, hat die Gesellschaft begonnen, Alltagsrassismen zu produzieren und sie zu rechtfertigen. Diese haben auch die Funktion, die systematische Schlechterstellung bestimmter Gruppen der Gesellschaft in der einen oder anderen Form ideologisch zu begleiten und dadurch zu legitimieren. Seit der Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft wurde die Gleichheit immer einer politischen Instanz – dem Nationalstaat – und einem ökonomischen Prinzip – der Wahrung des Privateigentums – untergeordnet. Nur in diesem Rahmen wurden Freiheiten und Gleichheiten definiert, respektive Unfreiheiten und Ungleichheiten geduldet.

Doch systematische Diskriminierungen hängen offensichtlich nicht nur von diesen beiden Rahmenbedingungen ab. Denn Gleichheit wird von der Gesellschaft weiterhin als ideologischer Wert hochgehalten und Diskriminierung wird negativ beurteilt. Die Erklärung liegt nun nahe, dass die sozial sichtbare Schlechterstellung bestimmter Gruppen eine besondere Begründung verlangt und diese ihren Ausdruck in alltäglichen Situationen findet.

< Hintergrundwissen